Tabuwörter: Was man schwer erkrankten nicht sagen sollte

16.10.2025
Praxismanagement

Patientenkommunikation ist ein sensibles Thema – besonders, wenn es um schwere oder lebensbedrohliche Erkrankungen geht. Der Artikel „Never-Words: What Not to Say to Patients With Serious Illness“ beleuchtet, wie Sprache in solchen Gesprächen wirken kann und warum bestimmte Wörter – sogenannte „Never-Words“ oder Tabuwörter – besser vermieden werden sollten.

Einfühlsame und ehrliche Gespräche mit schwerkranken Patientinnen und Patienten zu führen kann eine große Herausforderung sein. Natur, Dauer und Zweck komplexer Behandlungen zu erläutern und dabei realistische Erwartungen zu setzen ist ein Balanceakt. Dies liegt oft an den Patientenerfahrungen: Angst, starke Emotionen, fehlendes medizinisches Wissen, körperlicher Schmerz und manchmal unrealistische Hoffnung auf Heilung. Die Werte und Präferenzen der Patientinnen und Patienten für gemeinsame Entscheidungen sind von zentraler Bedeutung, doch in komplexen und zeitlich begrenzten Behandlungssituationen fällt es ihnen häufig schwer, diese klar zu benennen.

Diese intensiven Gespräche können dem Artikel nach dazu führen, dass Ärztinnen und Ärzte in gewohnte, eher autoritäre Kommunikationsmuster zurückfallen. Doch jedes Wort wird von emotional belasteten Patientinnen und Angehörigen genau wahrgenommen – ein unbedachtes Wort kann Angst oder Ohnmachtsgefühle auslösen und gemeinsame Entscheidungsprozesse behindern.

Wie kleine Formulierungen große Wirkung zeigen können

Die Autorinnen und der Autor des Artikels befragten 20 Ärztinnen und Ärzte, welche Wörter oder Ausdrücke sie nie gegenüber Patientinnen und Patienten verwenden würden und welche Alternativen sie bevorzugen. Außerdem führten sie eine Literaturrecherche zu bewährten Praktiken in schwierigen klinischen Gesprächen durch. Die Ergebnisse sind in folgender Tabelle zusammengefast (sinngemäß aus dem Englischen übersetzt).

Der Artikel betont, dass die Auseinandersetzung mit „Never-Words“ nicht die Musterlösung für die Kommunikation mit schwerkranken Patientinnen und Patienten darstellt. Entscheidend bleibt, den Kontext zu berücksichtigen – denn ein Ausdruck, der in einer Situation verletzend wirkt, kann in einer anderen hilfreich sein. Das Konzept der „Never-Words“ soll daher bestehende Kommunikationsleitlinien ergänzen und Ärztinnen und Ärzten eine konkrete, leicht umsetzbare Orientierung bieten, um schwierige Gespräche sensibel zu führen.

Der Original-Artikel: Lee Adawi Awdish R, Grafton G, Berry LL. Never-Words: What Not to Say to Patients With Serious Illness. Mayo Clin Proc. 2024 Oct;99(10):1553-1557. doi: 10.1016/j.mayocp.2024.05.011. Epub 2024 Aug 21. PMID: 39177542.